Im Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum Regen zeigen acht Photographen aus ganz Deutschland Bilder, die ausschließlich mit der Camera obscura, der Loch- oder Pinholekamera angefertigt wurden.
Der Begriff der Camera obscura (lat. camera „Kammer“; obscura „dunkel“)
bezeichnet einen dunklen Raum mit einem kleinen Loch in einer Wand, durch den das Licht hineinfällt und ein Bild der Welt vor dem Raum an die gegenüberliegende Wand projiziert. Dieses Prinzip erkannte bereits Aristoteles (384–322 v. Chr.) im 4. Jahrhundert v. Chr. In der apokryphen Schrift „Problemata physica“ wurde zum ersten Mal die Erzeugung eines auf dem Kopf stehenden seitenverkehrten Bildes beschrieben. Letztlich war Leonardo da Vinci (1452-1519) der Erste, der das Prinzip der Camera obscura in einer Zeichnung darstellte. Die ursprüngliche Camera obscura wurde im 17. Jahrhundert mit einem Objektiv versehen, zu einem transportablen Kasten weiterentwickelt und als Zeichenhilfe benutzt.
Am 22. November 1826 gelang es dann Joseph Nicéphore Nièpce das erste photographische Bild „Blick aus dem Fenster in Le Gras“ mit einer solchen Camera obscura mit Objektiv festzuhalten. Pinholekameras ohne Objektiv wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts als photographische Werkzeuge „wiederentdeckt“ und für die künstlerische Photographie eingesetzt.
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In dieser Ausstellung sind Bilder zu sehen, die in den meisten Fällen mit gekauften Pinholekameras gemacht wurden, bei denen die Löcher, passend für die jeweilige Brennweite, gelasert wurden. Es sind aber auch Bilder zu sehen, die mit selbstgebauten, meist sehr einfach gehaltenen Lochkameras entstanden sind, wie z.B. Schachteln oder Dosen in verschiedenen Größen und Formen. Hier wurde das Loch nur mit einer Nadel gestochen, daher auch der Name Pinhole – Nadelloch. Belichtet wurde entweder auf Filmmaterial, das anschließend abhängig von der Belichtungszeit entwickelt wurde, oder auf lichtempfindliches Papier. Solches Photopapier wurde so lange belichtet, dass eine Entwicklung nicht nötig war. Das entstandene Bild wurde direkt gescannt und am Computer bearbeitet.
Speziell diese Belichtungen direkt auf Photopapier benötigen meist Zeiten von mehreren Tagen, Wochen oder auch Monaten.
Parallel zur Ausstellung im Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum wird am Stadtplatz in Regen eine begehbare Camera obscura aufgebaut, in der die Funktionsweise „am eigenen Leib“ erlebt werden kann. Man kann, nachdem sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, das seitenverkehrte, auf dem Kopf stehende Bild direkt sehen. Außerdem werden Photopapiere in der Camera obscura belichtet und anschließend entwickelt.
Es werden immer wieder Führungen in der Ausstellung und auch Vorführungen der begehbaren Camera obscura angeboten. Die entsprechenden Termine werden vom Museum auf seiner Internetseite und in der Presse bekannt gegeben.
Die Ausstellung ist vom 6. Mai bis 10. September 2023 im Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum zu sehen. Die von Friedrich Saller konzipierte Ausstellung „Camera obscura“ vereint gezielt Photoarbeiten, die mit dieser ursprünglichsten Technik der Photographie, der Lochkamera entstanden sind.
Zu sehen sind Arbeiten von Günter Derleth, Ralf Eisenreich, Ernst Herrmann, Rüdiger Horeis, Gunter Marquardt, Andreas Perlick, Friedrich Saller, Michael Schwöd.
BEGLEITPROGRAMM
Führungen: Ausstellungsrundgang mit Friedrich Saller
Workshops: Camera obscura mit Friedrich Saller
Die Teilnehmer dieses Workshops erwartet eine kurze Einführung in die Magie der Camera obscura.
Camera obscura für Kinder mit Ernst Herrmann und Friedrich Saller
Termine finden Sie auf der Museums-Internetseite www.nlm-regen.de und in der Presse oder nach Vereinbarung.
Anmeldung: info@sallerfinearts.com
Treffpunkt: Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum, Regen
Der Bau und die Anwendung des einfachsten Photoapparats der Welt stehen im Zentrum dieses Workshops. Jeder lichtdichte Gegenstand lässt sich durch wenige Handgriffe in eine funktionierende Kamera umbauen und, mit etwas Übung, auch nutzen. In einem improvisierten Schwarz-Weiß-Photolabor im Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum können die Teilnehmer die in ihren selbstgebauten Kameras belichteten Photopapiere gleich entwickeln. Mit der Lochkamera photographieren heißt, die Bildkontrolle mit dem Apparat zu teilen. Photografische Vorkenntnisse sind hilfreich, aber nicht erforderlich.
Camera obscura AKTION mit Günter Derleth und Friedrich Saller.
Günter Derleth hat für die Ausstellung „Camera obscura“ kleine Pinholekameras aus Pappe gebaut. Jeder, der es einmal versuchen möchte, mit ihnen ein Lochkamerabild anzufertigen, ist herzlich eingeladen, sich eine dieser Schachteln zu holen (solange Vorrat reicht) und damit ein Bild zu machen (Beschreibung auf Schachtel). Die Schachtel kann im Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum abgeholt und nach Belichtung dort auch wieder abgegeben werden. Die Kameraschachtel muss natürlich mit Namen und Adresse versehen werden. Alle zurückgegebenen belichteten Photopapiere werden von Friedrich Saller im eigenen Photolabor entwickelt, gescannt und die entstandenen Bilder ausgedruckt. Diese Bilder werden in einer separaten, zukünftigen Ausstellung in Regen gezeigt. Diese Ausstellung wird in der regionalen Presse angekündigt werden.
Filmbeiträge im Filmraum des Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseums
Dokumentation über die Anfänge der Photographie
„Das Geheimnis der schwarzen Schachtel“
Günter Derleth und die Wiederentdeckung der Camera obscura
Termin: jederzeit möglich
Im Filmraum in Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum, Regen
Gesamtlaufzeit: circa 50 Minuten
INFORMATIONEN KOMPAKT
Die Laufzeit der Ausstellung ist vom 6. Mai bis 10. September 2023.
Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag: 8:00 –17:00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage: 10:00 –17:00 Uhr
Der Eintritt in die Ausstellung ist im Museumseintritt bereits inbegriffen.
Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 4 Euro
Kinder ab 6 Jahren 3 Euro, ermäßigt 2 Euro
Familienkarte 11 Euro
Katalog / Broschüre
Es erscheint eine Broschüre zur Ausstellung, die an der Museumskasse erhältlich ist.
Weitere Informationen:
Niederbayerisches Landwirtschaftsmuseum
Schulgasse 2, D-94209 Regen
Tel. +49 (0) 9921 604 450 oder 604 452
www.nlm-regen.de
tourist@regen.de